Eigentlich wollte ich ganz unabhängig von meinen guten Vorsätzen zu Jahresbeginn gesünder leben, mich bewusster ernähren, mehr Sport machen, früher ins Bett gehen, endlich ein paar Kilos abnehmen, in Wirklichkeit geht mir das ganze Thema aber total auf die Nerven. Toller Widerspruch, ich weiß.
Ich habe zwar nicht vor, mich ab sofort der Fettleibigkeit zu ergeben und mir nie wieder die Zähne zu putzen, aber ich will bitte bitte verschont werden von Menschen wie meiner einen Kollegin, die ständig mit großer Geste ihr abgekochtes Ingwerwasser einschenkt und uns dabei großspurig erklärt, dass es ihr ja sooo viel besser geht, seit sie keinen Kaffee mehr trinkt. Wir anderen stehen dann immer da und nicken betreten, jeder mit seinem Kaffeebecher in der Hand.
Oder ich sitze mit einer Freundin im Cafè und bestelle mir zum Grüntee ein klitzekleines Stück Kuchen. Fassungsloses Augenrollen, lange Ausführung: Also iiich ernähre mich ja komplett zucker- und glutenfrei, das fällt mir auch gaaar nicht schwer, und seitdem sind meine Blutwerte optimal, meine Figur sowieso und ich fühle mich 20 Jahre jünger. Das Ganze mit diesem fiesen und-schau-mal-dich-fette-unkontrollierte-Kuh-dagegen-an-Unterton. Warum fühle ich mich in solchen Situationen immer so unendlich schlecht und sag nicht einfach mal, dass iiiich mich ja viel jünger fühle, seit ich ein Stück Schokolade als Betthupferl eingeführt habe und außerdem froh bin, offensichtlich der letzte verbliebene Mensch auf Erden zu sein, der Milchprodukte verträgt.
Ach, und obendrauf gibt es immer noch die wertvollen Tipps aus Zeitschriften, wenn du nur noch Salat und gedünstetes Gemüse isst, dazu 5 Liter Wasser trinkst und täglich 50 Stockwerke hochsteigst, wird endlich alles gut und ähnliches.
Das Handy einer meiner Freundinnen piepst jede halbe Stunde, um sie daran zu erinnern, dass das nächste Glas Wasser fällig ist, und wenn sies mal nicht schafft, passiert wahrscheinlich was ganz Furchtbares.... Aus Neugierde habe ich mir vor kurzem eine Laufapp aufs Handy geladen, ich wollte einfach mal wissen, wie lang meine Laufstrecken überhaupt sind. Eigentlich fand ich, dass das eine ganz feine Sache ist. Aber ich schalte die App nicht jedesmal ein, wenn ich Laufen gehe. Als ich sie mal eine Woche nicht benutzt hatte, kam prompt eine mahnende Nachricht: Schön, dass du dich anstrengst, aber nächste Woche wird das hoffentlich mehr. Wie bitte? Diese doofe App nimmt sich die Unverschämtheit raus, mir zu sagen, dass ich zu wenig tue? Und wer hat ihr eigentlich erlaubt, mich zu duzen?
Ich weiß nicht so recht. Natürlich will ich gesund sein, aber mein Leben wird doch nicht schöner, nur weil ich auf Milchprodukte verzichte und nie wieder nach 22:00 Uhr ins Bett gehe. Ich glaube auch nicht, dass ich mich später mal an den tollen Detox-Tag erinnere, wohl aber an die denkwürdige Bergtour mit ein paar Freundinnen, als sich jede auf der Hütte nach dem Kaiserschmarrn noch einen Apfelstrudel bestellt hat.
Jetzt aber genug gemeckert, ihr versteht sicher, was ich meine, und um auch mal wenigstens ein bisschen Bezug zwischen Text und Bildern herzustellen: Ich habe in letzter Zeit viel gestrickt. Davon nimmt man zwar nicht ab und es verbessert die Blutwerte in keinster Weise, aber es beruhigt ungemein, fördert die Konzentration und macht einfach Spaß, mir zumindest.
Und ich war wie immer viel draußen unterwegs, wir hatten hier ein paar traumhafte Tage, es hat endlich geschneit, ich mag das ja sehr. Ich bin eigentlich bei jedem Wetter gerne draußen, an dunkelgrauen Tagen muss ich mich zwar oft regelrecht zwingen, aber wenn ich dann im Wald bin, finde ich es eigentlich immer schön, egal wie das Wetter ist. Kennt ihr das auch?
Und zu guter Letzt muss ich mich noch für eure vielen lieben Kommentare bedanken. Ich hab mich ja schon gefragt, ob sich nach so langer Zeit überhaupt noch jemand für mein Geschreibsel interessiert und den letzten Post mit zittrigen Fingern veröffentlicht, da haben eure lieben Worte sooo gut getan, ihr seid einfach die Allerallerbesten. Und darauf gibts jetzt einen Detox-Tee :)))
xxx
Karin