In letzter Zeit war ich zugegebenermaßen ein wenig nähfaul, außer ein paar wirklich dringenden Kundenaufträgen habe ich eigentlich nichts genäht. Naja, muss auch mal sein, aber jetzt ist Schluss mit der Rumluscherei, die Frühjahrsausstattung für Tochter Klein muss her!
Und um meine Nähmaschine nach wochenlanger Faulenzerei nicht gleich wieder komplett zu überfordern, wurde als erstes ein dringend nötiges neues Schlampermäppchen für die Schule gefertigt. Außen im ja schon
hier gezeigten Lieblingsstoff von Tula Pink, innen mit Wachstuch, man muss ja auch praktisch denken. Wobei ich nur noch grasgrünes Wachstuch mit pinkfarbenen Dots im Haus hatte, was mir dann in Kombination mit dem doch nicht gaaanz farblosen Außenstoff zuerst ein wenig too much vorkam. Aber nur wegen ein paar lumpigen Zentimetern Innenfutter wollte ich auch nicht extra neues Wachstuch kaufen, also her mit dem quietschegrünen Innenfutter. Und was soll ich sagen? Ich fand die Kombination am fertigen Mäppchen dann doch äußerst gelungen, schließlich handelt es sich hier um ein Stiftemäppchen für eine Sechsjährige und nicht um die Clutch für Mamas nächstes Candelightdinner.
Und die Tochter Klein schreibt und malt hier nicht nur fleißig für die Schule, sie hat auch jeden Tag als Hausaufgabe auf, mindestens eine Viertelstunde zu lesen. Als erstes richtiges selbstgelesenes Buch hat sie
Eliot und Isabella sehr empfehlenswert erfolgreich gemeistert, jetzt musste Nachschub her. Kleiner Einschub: ich recherchiere übrigens immer bei A..z.n nach Büchern, schreibe mir die ISBN-Nr. auf und bestelle dann im Buchladen meines Vertrauens, dessen Weiterexistenz ist mir dann doch wichtiger als der eines gewinnwütigen Großkonzerns.
Also, Eliot und Isabella fertig, neues Buch muss her. Ab in die Bücherei, dort haben sie eine Riesenauswahl an Leseanfängerfutter und Tochter Klein ist sooo stolz, endlich einen eigenen Büchereiausweis zu haben. Und was macht sie da? Stürzt sich sofort auf die Reihe der rosa Glitzer-Glimmer-Sternchen-Einhorn-Prinzessinnen-Bücher. Ich musste dann doch lachen, momentan ist ja wieder überall die Rede von gleichgeschlechtlicher Erziehung, dass Mädchen ja automatisch in die rosa Mädchenecke gedrängt werden, von Mathe ferngehalten und überhaupt anders
natürlich falsch erzogen werden und deshalb später auch die schlechter bezahlten Jobs bekommen.... kurz und gut, goldene Glitzerbücher sind der Anfang vom Ende und Mädchen, die sowas lesen, stehen eigentlich schon mir vier in der Verliererecke.
Andererseits bin ich als aufgeklärte Literaturfreundin der Meinung, dass man erstens irgendwann auch richtigen Mist lesen muss, um überhaupt den Unterschied zu guten Büchern zu erkennen und zweitens auch wir großen gebildeten Erwachsenen nicht ausschließlich Nobelpreisträger konsumieren, sondern zwischendrin auch gerne mal im Arztwartezimmer in der InStyle schmökern und romantische Komödien mit absehbarem Ausgang anschauen.
Und als Kind haben wir doch auch alle Hanni und Nanni gelesen, oder?
Und weil ich meine Tochter nicht ins Physikbuch für Leseanfänger zwingen wollte, kam eben das tolle Pferdebuch mit dem güldenen Einhorn vorne drauf mit heim, ist ja nur von der Bücherei, kann man ja zurückgeben. Und was sagt sie nach den ersten 30 Seiten der bis dahin zugegeben recht rüschigen Ponygeschichte? 'Jetzt fehlt ja nur noch, dass da so ein blöder Prinz auftaucht und geheiratet wird.' Ha! Unterschätzt eure Kinder nicht! Die merken nämlich sehr wohl von selbst, wenn sie für blöd verkauft werden! Ich bin ja gespannt, ob sie das Buch zu Ende lesen will.
Und da ich in puncto Buchgeschmack der Tochter Klein nun vollends vertraue, gebe ich euch noch schnell eine ihrer Kinderzimmerregeln mit auf den Weg: Niks drekik machn!
Vertraut euren Kindern, die machen das schon!
xxx
Karin
Eliot und Isabella ISBN 978-3407799159 beim Lieblingsbuchladen