Es gibt Tage im Bloggerleben, da stellt man sich die Frage, ob sich überhaupt ein Schwein für die Sachen, die man so schreibt und zeigt, interessiert. Und es gibt Tage, da fühlt man sich in der Bloggerwelt so richtig wunderbar zuhause, aufgehoben und fast besser verstanden als im analogen Leben. Vor zwei Tagen war die von mir hoch geschätzte
Astrid so nett, ein Stöckchen, das ihr verliehen wurde, an mich weiterzureichen, was ich natürlich gerne annehme. Sie wiederum bekam das Stöckchen von Monika, deren wunderbaren Blog
Lilamalerie ich dank dieser Aktion entdeckt habe. Es führt jetzt zu weit, die Sache weiter zurück zu verfolgen, also fange ich einfach an
Warum bloggst Du?
Die Frage kann ich gar nicht so leicht beantworten, da ich eigentlich recht planlos angefangen habe. Gut, völlig planlos nicht, grob ausgedrückt wollte ich meine selbstgenähten Sachen auch mal im Netz zeigen und hatte den Eindruck, dass ein Blog dafür das bessere Medium ist als eine starre Homepage.
Nach einem guten Jahr in der Bloggerwelt bin ich aber weit davon entfernt, einen typischen Nähblog zu betreiben, einfach, weil es zu viele Themen gibt, die ich interessant finde und über die ich gerne schreibe. Und genau diese Vielfalt reizt mich und vor allem der rege Austausch mit Gleichgesinnten. Das war eine Sache, die mir vorher nicht wirklich bewusst war, dass Bloggen eigentlich ein ständiges Geben und Nehmen ist und Kreativität zumindest bei mir potenziert. Ohne könnte ich es mir inzwischen gar nicht mehr vorstellen.
Gibt es einen Anlass, der zu Deinem ersten Blogpost geführt hat?
Eigentlich keinen konkreten. Ich stand schon länger in Kontakt mit Duni, deren Blog
Dunistudio weiterhin zu meinen erklärten Lieblingen gehört, und sie hat mir immer wieder zugeredet, doch auch anzufangen. Der größte Hinderungsgrund für mich war meine absolute Unkenntnis am Computer, bis dato hatte ich höchstens Mails geschrieben und ab und zu was im Internet bestellt. Und ich hatte vor meinem Blogstart so gut wie noch nie eine Kamera in der Hand, da musste ich mich also auch reinarbeiten. Als dann aber mein Mann auch noch der Meinung war, dass ich einen Blog starten sollte, habe ich's angepackt und nach ein paar verzweifelten Nachtschichten am Rechner stand mein erstes Bloglayout (schon längst wieder verworfen, inzwischen kann ich das alles nämlich einigermaßen, ha). Dann wurden noch mit zittrigen Fingern erste Bilder gemacht und los ging's....
Gibst Du Deine Texte vor der Veröffentlichung noch jemandem zu lesen?
Nein. In meiner Familie bin sowieso ich die Cheflektorin, mein Mann hält mich aus irgendwelchen Gründen für die begabtere Schreiberin und gibt eher mir was zum Gegenlesen.
Ich führe in der Beziehung aber auch ein fast schizophrenes Leben, in meinem privaten Umfeld wissen gar nicht so viele Leute, dass ich blogge. Ich bin einfach nicht der Typ, solche Dinge an die große Glocke zu hängen und den halben Freundeskreis zu aktivieren, nur um einen größeren Leserkreis zu haben.
Wie sieht das Zusammenspiel zwischen Deinem Blog und Deinen Aktivitäten in den anderen sozialen Netzwerken aus?
Von einem wirklichen Zusammenspiel kann eigentlich keine Rede sein. Einige Zeit nach dem Blogstart habe ich mir eingebildet, auch einen Facebook-Account zu brauchen, mir gefällt aber diese hysterische Like-Kultur und der fordernde Charakter nicht, deswegen poste ich dort nicht mehr. Google+ begreife ich nicht (ich sags doch, Versager am Rechner), ich bekomme zwar immer wieder Meldungen, dass mich jemand zu seinen Kreisen hinzugefügt hat (?), aber mir fehlt offen gestanden die Zeit, mich da rein zu arbeiten.
Pinterest reizt mich sehr, da ich mich aber schon ohne eigenen Account dort manchmal regelrecht verliere, fange ich lieber gar nicht erst an, aber wie gesagt, ich würde schon gerne.... Und dann habe ich erst vor ein paar Monaten Instagram für mich entdeckt und ich liebe die Möglichkeiten, mit den Filtern zu spielen. Dort poste ich allerdings größtenteils ganz andere Sachen als auf dem Blog.
Hast Du einen festen Kreis an Leserinnen und kennst Du diese?
Ich würde mal sagen ja. Das war übrigens eine der schönsten Erfahrungen für mich, dass durch das Bloggen wirklich Freundschaften entstehen können und man wohl selbst durch den Rechner spürt, wer ähnlich tickt. Mit ein paar Münchner Bloggerinnen treffe ich mich mittlerweile ab und zu privat (obwohl, wir überlegen ja, daraus eine Postreihe zu machen, aber pst). Ich maile inzwischen mit ein paar Bloggerinnen regelmäßig hin und her und ja, das würde ich eigentlich schon als Freundschaft bezeichnen. Was mich allerdings genauso wie Astrid verwundert ist, dass ich trotz wöchentlicher Klickzahlen im fünfstelligen Bereich nur sehr wenige eingetragene Leser habe. Hallo, wo seid ihr alle?
Gibt es ein Thema oder ein Anliegen, das Dir am Herzen liegt & das Du in Deinem Blog verfolgst?
Nein. Es gibt so viele Themen, über die ich gerne schreiben würde, aber oft fehlt mir schlicht die Zeit für einen Post.
Wo schreibst Du Deine Texte?
Ganz schnöde am Schreibtisch im Arbeitszimmer, nicht aufregend schön, aber immerhin mit riesigem Dachfenster über mir und freiem Blick in den Himmel.
Was war das aufregendste Ereignis, das Du mit Deinem Blog verbindest?
Aufregend finde ich eigentlich die vielen kleinen netten Reaktionen, die das Bloggen mit sich bringt. Mitfühlende Mails, wenn man schreibt, dass es einem gerade nicht so gut geht, nette Postkarten einfach so und auch mal hier und da ein kleines Überraschungsgeschenk. Und da auch ich nicht ganz frei von Eitelkeit bin: Letztes Jahr kam eine stille Leserin extra wegen mir in den Popupstore des Kaufhauskollektivs, sie wollte mich kennenlernen, rotwerd. Und die erste Werbeanfrage natürlich. Die habe ich allerdings abgelehnt.
Was war Dein Medium, bevor Du anfingst zu bloggen?
Schön gebundene Notizbücher und meine gewaltige Postkartensammlung, auf deren Rückseiten ich Gedanken und Ideen sammle. Und wir haben in meiner Familie schon immer ein Reisetagebuch geführt, in dem Quittungen, Eintrittskarten, Schokoladenpapiere und ähnliches gesammelt wurden, Landkarten eingeklebt, Zeichnungen gemacht und am Ende jedes Reisetages jedes Familienmitglied seine Eindrücke reingeschrieben hat.
Meinst Du, dass es Dein Blog auch noch in fünf Jahren geben wird?
Ich hoffe doch sehr. Ich hoffe sogar, dass ich dann mehr Zeit zum Posten haben werde, denn die Ideen gehen mir sicher nicht aus, im Gegenteil, ich bedaure es immer wieder, zu wenig Zeit zum Bloggen zu haben.
So, das war jetzt wohl mein textlastigster und bildärmster Post ever. Ich fand die Fragen sehr anregend, da man doch auch einige Sachen hinterfragt, über die man bis dahin nicht so nachgedacht hat. Danke noch mal, liebe
Astrid! Weiterreichen möchte ich das Stöckchen an
manoswelt,
7vor7,
stoffsymphonie,
mollyone und Sonja, deren wundervollen Blog
wertvoll ich erst vor Kurzem entdeckt habe.
Ich hoffe, Ihr habt bis hier durchgehalten und es war zumindest ein bisschen interessant für Euch. Und ich brauche nach diesem langen Schreibsermon erst mal eine großen Humpen Milchkaffee.
xxx
Karin